Reeserplatz text 2 Neugestaltungsgründe des Reeser Platzes in Düsseldorf
heute Morgen hörte ich in den Nachrichten, dass erneut über die Frage beraten werden müsse, wie man mit dem Denkmal in der Reeser Straße verfahren wolle. Sofort wurde mir klar, dass es sich besonders in dieser Zeit jetzt als extrem wichtig zeigt, wie man damit verfährt. Ich hatte tief gehofft, dass durch Corona das Bewusstsein der Menschen geweckt würde für die Wahrnehmung von Werten und der Wunsch entstünde, diese wieder bewusster und intensiver in den eigenen Alltag zu bringen und zu leben. Auch gab sich jetzt deutlich zu erkennen, dass alles zusammenhängt, dass wir einander brauchen, auf einander angewiesen sind und dass allen sich die gleiche Frage stellt nach dem Warum des Lebens, nach unserem Schmerz in Ungewissheiten, Unsicherheiten zu leben, dass wir alle dem Tode ausgeliefert sind, zu einer uns unbekannten Zeit.
In der globalisierten Welt gibt es nur die Lösung des Zusammenfindens, des gemeinsamen Bewältigens dieser Fragen. Der Wunsch, Frieden und Freiheit zu verwirklichen und die existenzielle Umweltbedrohung zu Überlebenslösungen zu führen, muss Umsetzungsziel werden.
Dafür aber ist es nötig, eine Offenheit zu entwickeln in alle möglichen Richtungen und sich nicht in gewohnten bekannten Sicherheiten verkrampfen. Unsere Ängste, entscheiden zu müssen, Entscheidungen zu tragen, dürfen nicht verstärkt werden oder gelindert werden, durch Ausübung von Gewalt und Verteufelung anderer, die zu Schuldigen erklärt werden. Es bleibt uns nichts anderes übrig uns den Fragen, den Bedrohungen zu stellen. Das Ausweichen, und die Lösung in der Verherrlichung eines Auserwählten zu suchen, zu finden, ist ein zerstörerischer Trugschluss. Schuldige erfinden, an denen wir unsere Angst und Gewalt veräußert austoben, ist nur scheinbar und sehr vorübergehend Sicherheit bringend und baut einen geklauten, erlogenen falschen Stolz auf, eine Welt des Scheins, die brutales, unfassbares Leid bringt. Letztlich bringt sie nicht nur den Tod, sondern die Auslöschung des Menschlichen, des Menschen selbst, den totalen Verlust des Selbst und zieht eine Todesspur hinter sich her. Sie wird Quelle leidvollen und wahllosen Blutvergießens. Eine Quelle verbinden wir ursprünglich mit Leben spenden, mit Fülle schenken. Die Quelle des Wassers ist uns geschenkt, die Quelle des Blutes schaffen wir selber aus unserer Angst und unserem eisernen Willen nach Bestimmen, nach Leugnung des menschlichen Zustandes als ein ungewiss-seiendes Wesen. So würde auch die Abgrenzung, Ausgrenzung zum Verfall führen, und nur den Untergang beschleunigen, und uns eine vorübergehend beruhigende Ordnung vorgaukeln, die sich dann zum Diktat wandelt.
Die menschliche Geschichte zu sehen, zu deuten, zu achten, in sich, als Wurzel, mit all dem zu entsetzlichem Leid führenden Fehlern zu erfassen, ist auch Aufgabe eines Denkmales. Es ist wichtig, die eigene Geschichte, die Geschichte eines Landes, einer Herkunft, einer Kultur in großen Zusammenhängen zu verstehen und zu achten, auch in ihrer Verirrung, in ihrer Schuld, um dann darüber hinaus wachsen zu können, sie umzuwandeln in eine weiterführende, lebensbejahende, menschliche, würdevolle Entwicklung.
Deshalb sehe ich auf einmal dieses Denkmal als eine Möglichkeit die Umwandlung von Irrtum in kritische Selbstbewusstheit vorzuschlagen. Das feststehende, bewegungslose der Vergangenheit in mögliche, zukunftsträchtige Bewegung hinein zu lösen. Ebenso würde es über die Sinnlosigkeit des Blutvergießens wenigstens hinwegtrösten in der Form, dass man als Gesellschaft gesehen und erkannt hat, diesen Weg nicht noch einmal einschlagen zu wollen. Es könnte Vergangenheit und Zukunft in sich tragen, die zwei Seiten der Energien aufzeigen, die uns offen stehen, unserem freien Willen zur Entscheidung ausgeliefert, und nach unserer persönlichen Verantwortungsübernahme verlangen.
Vieles zeigt sich hier nah beisammen. Das furchtbare Leid soll erkannt und unvergessen sein. Schreckliche Wahrheiten, die sich gezeigt haben, sollen nicht übersehen und vergessen werden, die Geschichte, die Vergangenheit, die wir mitbringen, soll uns aufzeigen, welche Folgen unsere Schritte haben können, unser aufbrechender Irrglaube in unserem Heldenrausch. Eine Ehrung der Menschen, die in dieser unmenschlichen Zeit soviel Leben opferten, opfern mussten, Ihres und das ihrer Nächsten und vieler anderer. Es zeigt, was passieren kann, wenn wir unser aller Menschsein nicht annehmen, wenn wir nicht immer wieder wählen und in einer von uns gezauberten Welt einschlafen, anstatt in der richtigen Welt unser aller aktiv Verantwortung zu übernehmen. Es will uns Mahnung sein, die Geschichte, das wirklich unvergessbare Leid zu ehren, ihm zu gedenken, die Mahnung nicht zu verdrängen oder gar zu vergessen. Es ist uns Warnung, Realitäten herbeizuführen, die uns rückwärts in dasselbe Vergehen und Leid stürzen müssen.
Zum anderen ließe sich auch das Gebot der Stunde, der nötige und mögliche Hoffnungsschritt in die Zukunft darstellen, gleichzeitig. Letztlich bleibt uns nur der Weg, Vergangenheiten als einen uns gegebenen Boden dankbar anzunehmen. Die Vergangenheit ist unser Ausgangspunkt, der Boden, auf dem wir stehen, mit dem wir umgehen, um eine Zukunft darauf zu ermöglichen. Die Ehrung des Leides, sowie die Anerkennung der Schuld der irregeleiteten Kraft, als auch eine Aussicht und ein aufrufendes Mahnen und Erinnern an unsere Möglichkeiten, an unsere Verantwortung im Kleinen wie im Großen, könnte uns vor Augen geführt sein und in seiner Gestaltung ermutigen, umzusetzen, was uns lebenswert ist. Es ließen sich Wege darstellen, als Möglichkeiten des Hinüber-wachsens in eine Zukunftsrichtung der Erd-, Natur- und Menschenliebe, vom Blutvergießen zur Quelle des Lebenselixiers Wasser. Wasser allen zur Verfügung, allen gleich Lebensgrundlage, Hauptanteil unseres körperlichen Seins. Die Öffnung scheint mir der nötige Weg zur Zeit zu sein, offen werden für Fremdes, für das Andere, für viele Möglichkeiten, für die Freiheit des Wählens unserer Entscheidungen. Sich öffnen für andere Kulturen, Religionen, Sichtweisen, für Austausch für Kommunikation, für Mitfühlen und Empathie, ist die uns verbleibende Chance, aus der ein Überleben auf Planet Erde für die Menschheit möglich werden kann. Bewegung statt Erstarrung ist die Mahnung der Stunde, beweglich werden. Hinaus aus engen Kreisen, festgefahrenen Orientierung, aus den einengenden Mauern, die vor unserer Lebendigkeit erbaut sind. Eine Offenheit ins Unbekannte wagen und abgesichert neue Lebensmöglichkeiten erhoffen zu können.
Uns als gemeinsame Wesen verstehen, ist die Bedingung für Zukunft. Uns erkennen als Wesen mit gemeinsamen Bedürfnissen auf einer uns gegebenen Erde. Der Mensch kann nicht allein überleben, diese Grundvoraussetzung, dass das „Du“ uns „uns“ schenkt bewusst wissen. Selbst ein Du zu werden, und sich als wertvolles, befähigtes Du zu verstehen und zu schenken in die menschliche Gemeinschaft, könnte uns neue Möglichkeiten anderen Umgehens mit dem Leben und der Erde und der Welt eröffnen.
So könnte der Platz ein Ort der Besinnung werden und dazu einladen, ihn im Besinnlichen, Friedlichen zu nutzen. Er könnte ein Schutzort des Menschlichen werden, ein Bedenkens- Ort der menschlichen Existenz im Ungewissen, ein ständig Suchender zu sein. Ein Ort der Mahnung der Bewusstheit über die tragischen Verwicklungen im Inneren wie im Äußeren des Menschen. Wir sind gemeinsam auf Planet Erde und gleichzeitig einsam in der Einzigartigkeit und Einmaligkeit unserer eigenen Existenz.
Hiermit möchte ich Ihnen meine Vorschläge für das Denkmal mitteilen. Ich habe versucht, in einem Aquarell einen Eindruck des umgewandelten Denkmales zu malen.
Die Umsetzung meiner Ideen erscheinen mir ausschließlich mit recyceltem Material möglich, und es können nur naturfreundliche, sowie fair-trade Materialien angewendet werden, alte Hölzer, die liebevoll gleichzeitig Spuren menschlichen Lebens und menschlichen Schicksals tragen. Insgesamt scheint mir die Umwandlung nicht sehr Kosten intensiv.