1. Der Bär und die Fliege

By K. Finkenau21. Februar 20205 Minutes

Der Bär sitzt auf seinem roten Sessel im Wohnzimmer. Immer, wenn es kalt ist, schiebt er ihn vor den Ofen, so dass er ihm seine Fußtatzen zum Wärmen entgegen strecken kann.
Bei einem, so gleichmütigen Wetter, wie er zu sagen pflegt, hat er sich den Sessel vor das Fenster geschoben und sieht hinaus. „Was bloß versteht er unter gleichmütigem Wetter?“ denkt der Vorhang.
Der Vorhang hängt an einer braunen Holzstange und reicht von der Zimmerdecke bis zum Boden. Sein Stoff schimmert gelblich, rötlich, hell und warm. „Gleichmütiges Wetter,“ denkt die Fliege, „das Wetter ist schlecht oder zu kalt oder zu warm und so. Naja, ich weiß schon, er meint wohl das Wetter, was nicht zu kalt, nicht zu heiß, nicht zu windig, nicht zu trocken ist, eben einfach ohne zu, Tssssbrum ssssssssmmm, ohne Zu’s.SSSSSSSS.“
Der Bär freut sich wieder über seinen Vorhang. Er hatte ihn mal extra ausgesucht, wegen des Glänzens und der sonnigen Farbe, denn er meint, es ist doch schön, wenn man drinnen sitzt, ihn zu gezogen hat und sobald man ihn sieht immer denken muss, die Sonne geht auf. Der Vorhang freut sich immer, wenn der Bär ihn so ansieht, und gibt sich mächtige Mühe zu glänzen, denn er will, dass der Bär nie aufhören würde, ihn so an zu gucken.Der Hund hatte mal gemeint, er würde einen blauen Stoff aufhängen, denn, wenn der zugezogen wäre, hätte man die Weite des Himmels, und in den Himmel zu schauen, sei etwas unglaublich Erleichterndes. Deshalb haben sie an die andere Seite, wo die Terassentür war, nun auch blauen Vorhang hingehängt.
Der Bär schaut hinaus und denkt nach. Da fliegt die dicke Fliege um seine Nase.„Ach nö“, brummt der Bär, „ach nö. Flieg draußen herum und lass mich hier meine Ruhe haben.“ Er schüttelte ärgerlich seinen Kopf. „Tssallo Bär sssssss, ich hab ja nur mal eine Frage, tsssssss.“ „Nicht auf meine Nase setzen, bitte,“ brummt der Bär. „Bsssss Okay,“ sagt die Fliege, „ ich bin Mathildasssssse.“ „Gut Mathilda, draußen ist es schön, also geh schön raus, ich meine flieg.“ „SmSSSm gleich, aber ich wollte dich was fragen, sssms .“ „Was fragen?“ „Ja, wie würdest du dich beschreiben Bär?“ „Garnicht ich schreib nicht auf mich drauf! Ha ha brum, ich habe Fell, ich bin ein Bär.“ „ Sssss Sssss, ha ha, nein wie würdest du dich vorstellen?“ „Als Bär natürlich, reicht es jetzt?“ „Nein bitte, hör mir zusssm, wenn dich jemand nicht kennt und er hat auch noch nie sowas, wie dich gesehen.“ „Sowas, wie mich? Ich bin nicht Sowas, und bin kein Ding,“ brummt der Bär. „ZSSs ut, gut ,aber wie würdest du dich erklären, ich konnte es nämlich nicht,“ sagt die Fliege traurig. „Wie, was hast du denn gesagt?“ fragt der Bär auf einmal interessiert. „Na ich hab gesagt, groß, wuschelig, braun, schwarze, feuchte Nase und braune Augen, er brummelt und hat vier Beine.“ „Aber vier Beine haben viele Dinge, sogar Sachen und Tische und Stühle und Ameisen und Elefanten und …“ „Also, man weiß schon mal, dass du kein Fisch bist und kein Flamingo.“ „Bewahre, das will ich auch nicht sein. Ein Tisch, das ist ja furchtbar, der steht nur da und trägt Sachen, nein oh nein.“ „Also Bär, wer bist du?“ „Hm,“ machte der Bär, „hm, man sollte wissen, was ein Bär ist,“ brummt der Bär. „Zss ich komme weit rum und fliege über viele Horizonte hinaus und es gibt Gegenden, da gibt es keine Bären, da gibt es welche, die du noch garnicht weißt.“ „Welche, die ich garnicht weiß?“ der Bär staunt. „zsst, ja, zsszz.“ „Hm,“ sagt der Bär , „ich muß nachdenken.“ „Ich komme bald wieder vorbei,“ sagt Mathilda, „und ich hoffe, du hast dann eine gute Beschreibung, wer du bist! Mach mal das Fenster ganz auf, bitte zszszs.“ Der Bär steht auf und Mathilda fliegt hinaus. Der Bär bleibt am offenen Fenster und denkt nach. „Wer bin ich, brumm, was heißt es ein Bär zu sein?“ der Bär steht auf und brummt vor sich hin.