Weißer Faden

16 Minutes

Die Hoffnung bleibt nie  stehen

                                                  die Ausgekippten

die blanken Böden des Kapitalismus geputzt

die Eingangs Tür offen 

den Eimer hinausgeschleudert

mit schäumenden Wasser

die Reste des Innendrecks 

fast zu gut für das Außen

den Bürgersteig 

was kann ich dafür 

man tut 

weiße Blasen hüpfen auf dem Pflaster

es riecht nach Desinfektion 

der Laden ist sauber

der Weg doch auch

die Meter davor frisch gewischt

sauber

wer keinen Laden hat fällt 

das System hat halt seine Jahreszeiten

 -verständlich-

ist das System ein Lebewesen 

steht es unter dem Schutze alles Lebendigen

ist es vielleicht höher noch als das wirkliche Leben

wer wagt es es zu hinterfragen 

das Risiko ist auf allen Ebenen unübersehbar 

am wenigsten auf der nahenden inneren Ebene 

 wer weiß schon wie er auf die Angst reagieren wird

 wer weiß ob ein innerer Gott da sein wird 

kann man sich das Risiko des Aufgebens leisten 

 kann man sich der Angst stellen

 nicht in der Herde

 in der für unsere Spezies nötigen Gemeinde zu sein 

ausliefern 

die leiseren Gefühle die leise Ahnung wie es war

 kann denn der Schlaf nicht bleiben

 sie saßen zusammen in der Nähstube 

 zeigen sie kurz ihre Papiere nur formell 

packen sie ihn den weißen Faden 

und ein wenig Baumwolle 

vielleicht werden sie

es dauert nicht lange 

wir machen ein kleine Fahrt 

am besten gleich 

sie wissen doch 

man kann nicht aufschieben 

die Gesellschaft der Staat 

man muß doch sehen dass es läuft 

sie meinen -ihre Kinder- die werden’s verstehen

wir kümmern uns sie bleiben

diese drei Stunden in der Schulgruppe

es ist für alles gesorgt 

steigen sie in den Waggon

sie haben doch alles 

sagte er strahlend freundlich lächelnd

es wird schon alle schwiegen 

allein wissen sie meinen sie aber ich weiß auch nicht 

wir wer hätte

die Tür schloß sich

ihre Papiere bitte auf den Stapel

dann wir wußten es

als sie dort zwischen den Ritzen zum Fenster ging

etwas flatterte nichts nichts die Augen

sie waren zu weit aufgerissen

der Atmen zu flach

die Glücklicheren konnten weinen 

alle anderen tatenlos

so wird es gewesen sein 

die Fadenrollen auf dem Boden

weißer Faden kullert hin und her 

weißer Faden verloren …….

alles war billig  

schreiende Reklame  

wer hat sich Tee genommen

bezahlen sofort 

aber sofort barsch 

man.. gehen-…sollen

wer nichts wagt … 

alles alles mußte bezahlt werden alles

das Bezahlen steht immer an erster Stelle

manchmal so sehr

das man denkt 

alles andere der Inhalt die Arbeit

die Umsetzung sei nur schmückendes Beiwerk 

wenn du diesen ersten Schritt 

Geld hin zu legen 

nicht hast bist du draußen 

früher hätte man es belächelt 

nein allein durch Fleiß und natürlich durch Begabung

Talent halt verstehen sie Talent … 

aber man muß gesehen werden gesehen 

 aha nur wenn man dich sieht bist du

und ohne Mütze sieht man dich nicht  

gesehen werden hat seinen Preis

alles hat seinen Preis …… es gibt zu wenig 

zu wenig Frauen für die Männer dort 

zu wenig Arbeit für alle 

zu wenig Essen 

zu wenig zu wenig 

herabgewendete Gesellschaft

zu wenig Platz für den beschränkten

im wahrsten Sinne eingeschränkten Mensch

der sich die Vorstellung von Fülle abgewöhnt hat 

zu wenig Platz zu wenig Liebe zu wenig Wasser zu wenig Luft 

die niedrigste Ebene barbarischen Lebenskampfes beginnt setzt sich fort 

völlig abgelöst von der Wahrheit der Welt der Wunder des Lebens 

hinaus gekippt

als gäbe es keine Erdanziehung 

stürzen wir in All 

alles wegreißen töten

mit bloßen Händen

in eingebildetem Ünerlebenskampf 

die riesigen Arenen dieser Zeit  

die wilde Furie 

das lebendig gewordene Kapital wird losgelassen

viel zu kleine Verurteilte warten auf der weiten Fläche in der Arena

verurteilt von  ihr gefressen werden mit Haut und Haar

es dauerte nicht lang die Zuschauer klatschen grölen überlaut 

während in der Manege die nächste Runde beginnt 

nichts bleibt als Spur

nicht wie damals vor den Löwen 

Spuren von Blut

nein dieses Wilde frißt sauber

kein Blut bißchen Staub und die Fußspuren

bist hin schnell im Getrampel untergegangen 

welche Zeit fragten sie über was ich spreche 

 wieviel Jahre 

hunderte von Jahren zurück

heute  –    wie ich spreche   –  von heute 

 nicht von damals es ist viel sauberer stiller hygienischer eben 

 man greift von innen an und hilft ihnen sich selber zu beseitigen 

 aber aber 

ja es ist eine Lüge diese Geschichte von Mangel

sie ist konstruiert

uns wenn sie darauf achten 

es ist in der Natur nicht so du machts und das wird 

sie lebt lebt voll unendlicher Kräfte weit über Wunder hinaus

sie blüht ob du brav bist oder faul    

 ich verstehe nicht 

 wie sollen wir leben mit Einander 

 aha  aha wir brauchen uns

aha würden sie denn etwas beseitigen dass sie brauchen ——

wir gestalten uns attraktiv

einmal im Getriebe

scheuen wir uns nicht  dem ins Gesicht zu lächeln seine Hoffnungen zu nehmen

ihm daraus ein dickes Seil drehen

sehen wie er sich hinauf zieht 

sehen wie seine letzten Möglichkeiten ihm Kraft geben

das Letzte zu opfern

lassen ihn bitter bezahlen

ja nichts darf von seinem Schritt unbezahlt uns überlassen bleiben 

 von Verantwortung –   was meinen sie 

 die haben wir sorgfältig in der Garderobe auf Bügenl gut abgelegt

die Beseitigungskosten verstehen sie müssen wir einberechnen 

 aber sie finden ja und es ist nur eine Absicherung für uns

sie verstehen und ich meine der Aufwand und wir müssen auch leben 

 ja seien sie stolz sie versuchen doch und machen und muß nur noch den Chef fragen 

 das Seil schön fest stark dick inzwischen 

 das  Aufknüpfen geht schnell 

die Papiere und der Haken  noch einen Hocker oder Stuhl werden sie wohl zuhause haben

einer wo die Beine schon angeknaxt fast brechen

der Alte der ihnen noch blieb dafür gerade recht geradezu besonders gut 

sehen sie bald haben sie die große Chance

die süße Welt wenn sie .. wenn sie

die Hoffnung wieder wieder belebt die letzten Tropfen

haben noch einmal die ganzen gespeichert 

auf keinen Fall dürfen die Klienten in diesen Räumen unseren Räumen 

der Clown eilt durch den Gang

hallo mein Gott wie schön sie sind  OMM es ist ein guter Tag  er lächelt ihnen

die doch immer ersehnte Dynamik von glücklicher Arbeitsgenmeinschaft

mit seiner kurzen Handberührung auf die Schulter

ihr Herz hören sie nicht mehr

gut so –  Herr soundso, übernimmt einen anderen Raum

alles zügig immer in Kontakt halten

taumeln müssen sie in unserem Karussell und wir erleichtern sie 

 verstehen sie das aber das was in ihre Seele drang 

 schaffen sie die Seele hier drinnen ab das ist nicht ihr Platz 

verstehen sie am Sonntag zuhause im Wellnnesscenter bei ihrer Meditation

das ist der richtige Ort dafür aber hier ist Arbeit hier müssen sie proffesionel sein

und wir machen ja nichts was sie nicht wollen

wir machen eigentlich garnichts außer ihnen eine Chance geben 

 der Trickdieb erleichtert auch jene

sie hätten das Geld nur für eine dämliche Bratwurst ausgegeben

es ist für sie besser abends nicht mehr zu essen nach langer Reise 

 sonst das Professionelle richtig dienlich   schnell sie haben es gut gemacht

sagen sie es ihnen loben sie sie verstehen sie und sie sind doch nicht schuld

dass diese es nicht Durchschauen Verstehen

sie die wollen es ja so 

wenn sie so ein Gesicht ziehen diese Frage immer noch in ihnen besteht

dann sind sie unseren Anforderungen nicht gewachsen

und sie wissen ja ihre  Stelle ist begehrt und sie wollten doch 

schade ich hatte soviel Hoffnung in sie gelegt die Firma muß auch leben und wir wollen doch 

nehmen sie hier das Seil geben sie es dem Klienten und schieben sie ihn zur Tür hinaus

das ist ihre Aufgabe

das und nichts weiter ist doch nur ein Kleinigkeit dann wollen wir diesen kleinen Einbruch vergessen 

so hier hier Papiere Unterlagen alles bestens viel Glück und das Seil wunderschön dort geht es hinaus 

der Knoten war geknüpft sagte sie als sie nachts schweiß gebadet erwachte 

Schatz du hast wieder Alpträume

der Knoten war geknüpft ich habe es genau gesehen 

leg dich wieder hin wir müssen es doch alle machen du wirst es schaffen 

guck mal wie schön bald reisen wir und deine Mutter hat doch

auch so ein Glück was du ihr alles schenken kannst schlaf weiter …

Er war ausgestiegen hatte gekotzt direkt in der kleinen Toilette neben dem Büro

hatte fristlos gekündigt man sagte er sei abgehauen ausgestiegen

er hatte behauptet stellen sie sich vor dass wir über Menschenleben hinweglatschen 

über Leichen gehen hatte er gesagt

war er garnicht weg entschieden weggegangen

hatte er nur nach dem Streit seine Kündigung vorweggenommen dem Betrieb abgenommen 

eure Hände in Unschuld gewaschen hat er gesagt

dennoch wir erhängen sie hinterhältig unf so unglaublich sauber 

 ach die die es tun hätten es früher oder später sowieso getan

wir haben es ihnen nur verkürzt und das richtige Werkzeug gegeben 

er wollte es nicht glauben konnte nicht an dem was er sah vorbei schauen 

so war er plötzlich morgens um halb zehn gegangen  sie mußte an ihn denken 

das Seil der Stuhl sie würden alle in ihren Stuben baumeln

das Seil dick und stark und keiner sieht es

es hat so sein müssen wer nicht mit macht hat keinen Wert

unser Wert so angekratzt wer kratzte ihn an

wir werden  ihn finden

und finden wir niemand so erfinden wir jemand eine Gruppe die unseren Hass verdient 

 sie erschrak 

nein es wird nicht mehr werden wie damals

sie hatte ihn aber doch gerade empfunden den Abgrund

förmlich vor den Augen die Grube gesehen mit ihrem Sog 

der Tod dachte sie hat etwas sehr ordentliches

das Leben angefangen mit seinen Menschen hatte etwas völlig unübersichtliches

das Böse lauft nicht außen herum sagte sie das Böse beginnt in uns aus unser Angst

und aus der Entscheidung alles übersehen und beherrschen zu wollen

alle Macht dem riesigen Ich

was sagst du da glaubst du noch an Gut und Böse nein nein aber ich weiß nicht

das Freie scheint mir eine sehr liebesbedürftige Pflanze sehr Zuwendungs- und Pflege-bedürftig

der Tod jedoch kommt so oder so ungefragt ungeliebt unumsorgt 

 hör auf hör auf du bist krank hatte er gesagt Tabletten sind im Schrank oben

wir kippen niemand aus  wir sorgen für alle 

 HIER SIND SIE SICHER sicher stand auf dem riesigen Plakat über der Bahnhofs Tür

wenn man heraus fällt ist man selbst Schuld

man kann nicht alle auffangen

wir kümmern uns nehmen sie wahr und erklären ihnen ihren Stand

man muß sich orientieren wir geben ihnen Orientierung

seid leise gebückt dankbar und seht es ein –  alles –

euch kann man nicht brauchen und man läßt euch trotzdem sein 

 sonst fragte sie

sie sollen dankbar sei 

 er hatte dort gesessen gewartet die Stühle billig aber

nachgemachtes aufgesetztes Schloßflaire maskenhafte Fälschung Vorgaukelei bezeugend

das Hotel direkt neben der Polizei Station hier kann einem nicht so leicht was passieren

anonyme Menschen  der Empfang neureich alles unübersichtlich  aufgesetzte Menschen

so sind sie also-   im Betrieb-  und garnicht hübsch 

hübsch müßten sie doch sein hatte er gedacht wo sie mit dem Äußeren des Menschen arbeiten 

 Robert Williams brüllte aus einem viel zu lauten Fernseher 

 die Angesprochenen Wartenden schlicht ein Glück war sie freundlich 

die kleine die seinen Namen rief er wollte es beweisen er würde

was alles könnte geschehen er würde er freute sich

sie griff die Freude auf ein Glück es würde schon gehen 

 seine Mutter war gestorben gerade jetzt sandte man ihm die Anzeige 

 es könnte sein es könnte ein gutes Zeichen sein es könnte es könnte 

 er durfte es niemand erzählen er würde es erst erzählen wenn es funktionierte 

 wenn es erfolgreich würde er müßte es ganz mit sich ausmachen könnte er das 

 wenn es nichts würde wenn er nicht gewinnt verliert er 

 Hauptsache nicht gegen sich selbst 

  was war das Falsche an ihm was trieb ihn jetzt 

 warum lag sein Weg zu hoffen immer falsch 

  darf man nur mit Geld hoffen 

Ohne geld werden sie dich betrügen ausrauben

wirst du deine Hoffnung mit den letzten Groschen bezahlen 

weißer Faden lag auf der traurigen Straße