Verlassene Orte Gedichtzyklus
Verlassene Orte
1 Verlassene Orte
2 Heimatlosigkeit
3 Verlassener Ort
Verlassener Ort
Sonne ist da
der Himmel ist dort blau
fliessende Weite
Raum um Raum
jene Steine
Felsbrocken
die Schönheit bewahren
warmen Strahlen Halt bieten
sich umschmeicheln lassen von Gezeiten
alles ist und war und wird
wunderschönes Bild
von feingliedriger Hand geschaffen
wüsste man nicht um das Leben
in ihnen bezeugt
wüsste man nicht
um den menschlichen Blickwinkel
Wind wirbelt Staub auf
der wie ein Schleier um Ruinen kost
anschmiegsam gewordene Härte
abgerundeter Steine
kostbares wertvolles
unter weich geschliffener Fläche
viele Jahre tragen sie
viel Geschichte ist in ihnen aufgehoben
sie bestehen
die Weise
in der sie nun verrückt waren
hatte etwas künstlerischen
die Tür
schon lange herausgebrochen
das Haus aus Mauerwerk bestehend
gleicht einer griechischen Ruine
wenn es doch Säulen wären
lang gealtert aus anderer Zeit
nur an einander gelehnt halten sich
Wände und Rahmen
bleiben bestehen solange sie letzte Kräfte fassen können
Steine in Not halten sich aneinander
fallen ineinander
Menschen stemmen sich gegeneinander
fallen sich fort
zu oft
in getrenntes Leid
bis sie bröselnd zweifelos begegnen müssen
eine Nische bildet das Fenster
gebrochen in stein
die Blicke forttragen in eine andere Zeit
wo noch war
wo sein könnte
der Vorhang flüstert im Wind und du riechst Weite und Freiheit
und das leichte zwischen den Dingen
ein Fenster hinter lassen
ein Fenster geblieben
sie lag
dort in die Ecke geschmiegt
den Kopf
auf einem grossen gelblichen Stein
das Gesicht
zum Boden gedrückt als wolle sie hinein
du bist keine Erde
Steine öffnen den Boden nicht
sie würde aufstehen müssen
irgendwann
sie müsste über die Steine laufen und die Stadt verlassen
aber jetzt noch nicht
auf zerbrochenen Mauern am Wegesrand
saß ein Mann gebückt
leer schaute er stumm ins Weite
wie konnte es weitergehen ?
was konnte überhaupt weitergehen?
die Luft vom Meer legt kleine Salzkrümmel auf ihre Haut
Salz
sie schmeckt Salz und richtet sich auf
eilt dem Licht zu
es bricht durch die Türe hinein
und bahnt strahlenden Wege leuchtend
hinweisend auf strahlende Richtung
sie hört
Krach
Flieger dachte sie
sind wirklich Flieger da oder denkt sie es nur
sie zuckt je zusammen und wirft sich
in eine Nische eines Hauses
duckt sich
Haut ihren Kopf an die Wand
steht wieder auf und geht weiter
sieht sich um
ruft einen Namen
und eilt weiter
wie kann es so sehr regnen
dicke Schleier vor ihren Augen
es regnet garnicht sagt eine alte Frau
ohne von ihrem klapprigen Karren auf zu schauen
doch es regnet, ja sie sieht es genau
eine dicker Tropfen läuft über den Rest des Glases einer Fensterscheibe
Du bist garnicht an einem Fenster
hier ist alles zu
nichts ist abgegrenzt
hier führen Fenster und Türen ein die Verlassenheit
wärst wohl gern ein Fenster
das Glas putzen dann öffnen und alles ist gut
das Kind
sie hält ihr Herz
und schluckt
schreit in den Himmel
sprich mit mir
jemand schiebt sie in ein ebenfalls kaputtes Haus
sie müssen etwas essen und trinken
hier ist einiges erhalten
und einige Menschen sind im Raum
sie geht hindurch
hinten in der Ecke steht ein Klavier
ich finde zurück
sie hebt den Klavierdeckel auf und will spielen
da bricht ihre Hand mit der Tastatur nach hinten in das Klavier hinein
sie schreit auf
ein Sog zieht ihre Hand hinein
Heimatlosigkeit
find ich dich wieder
verlassene Stadt
verlorene zeit?
dort
sprechen sie von Heimatlosigkeit
find ich nach Haus
Beruhigung breitet sich aus
ich wusste nicht
ich dachte
dass es anders sei
und fiel in Fremde dabei
doch durch die Wahrheit
die ihr bezeugt
finde ich den Weg
die Landkarte
Spraxhe
die mir zutiefst vertraut
Nacht weint
in meinem Zimmer
ich werfe mich in den Sturm
ich wollte Liebe brennen
als Versuchungslos mich fügen
ich wollt es wissen und tragen
ich möchte so gerne zu lieben wagen
mein Fenster ist offen
Tag und nacht zu begegnen
und darinnen zu hoffen
in der Eile eurer Heimatlosigkeit
ist mir Vertrautes
wie ein Lied aus alter Zeit
in eurem Hoffnungsreigen
angefüllt mit Einsamkeit
find ich mein FamilienKleid
find ich die große Stadt
beim Lichterspiel der Schatten
im kleinen Wind
der Aufbruch bringt
fall ich in Geborgenheit
und spüre nahes
warmes Kleid
und alles andere
als Verlassenheit
Verlassene Orte
Wir verlassen jeden
Ort und alles
ich sah ihn an
erschrocken
aber wir gehen ziehen
wiederkehren ist glauben
ich sah das Gewölbe der Brücke
in ihren Schatten oder Regenschutz
würde ich gleich gehen
man ging auf etwas zu
indem man auf etwas zu ging
verließ man auch etwas
du hast recht wir verlassen alles
ist denn alles verlaseen?
Nein lachte er
manches geht mit
unter dieser Brücke
stel ldir vor
marschierten sie verstehst du
das gab es
und das hallt in mir schmerzhaft
es hat mich so gesehen nicht verlassen
obwohl es nie wirklich mit mir war
er sah mich schweigend lange an
wir standen unter der Brücke
geschützt vor dem Regen
verlassen dachte ich
ob wir wollen oder nicht
wir verlassen
was an dieser Wahrheit
rief mich zum Widersprechen-wollen
ich wollte nicht verlassen
schon garnicht alles
ich wollte sagen ich bleibe ich bin da
nicht ich bin fortgegangen warum auch
und doch
wir verlassen alles
Züge fuhren über uns dahin
ich sagte da sitzen auch Leute drinnen
die wiederkehren
er lachte wieder aber den Zug verlassen sie
wie könnte ich das finden
was ich jetzt suche
was suchst du denn
etwas dagegen zu setzen
andere Worte
ziehen lassen zum Beispiel fragte er
nichts mit lassen ich will nicht dieses lassen
es reißt mich mit in Traurigkeit
Du warst zuviel verlassen sagte er
verlassen heißt nicht zurücklassen übrigens
ich wandte mich ab und sah
wie der Regen am anderen Ende der Unterführung
dem Lichte wich
es wird einen Regenbogen geben
hoffe ich
ich wandte mich abrupt ab
und sagte
ich will auf etwas zu gehen
das ist es
ich gehe auf etwas zu
und das genügt
verlassen vielleicht ist es ja ein mitgehen
mitgehen mit dem Fluß
dem Wandel Zukunft gebären
Zukunft sucht uns
nach Haus