Ich will

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Ich will…………..
Vielleicht ist es plötzlich, vielleicht eines banalen Tages, mitten im Alltagsgeschehen, dort bei den Schafen, – die Hirten hätten geschaut, gesagt –
vielleicht am Schreibtisch, genau dort über der Straße, mit schweren Einkaufstaschen, aus der Automatiktür getreten, ein Gedanken greift, greift nach mir, – ich erstaunt -, öffne die Sinne nach Außen und Innen.- Und -, vielleicht ist es ein Licht, ein Stern, ein Gedanke, ein Einfall, vielleicht sehen und haben ihn alle, alle zur selben Stunde.

Die Frau, aus dem Laden tretend, sagt zu ihrem Mann, „so kann ich nicht mehr einkaufen, in allem ist irgendwas, Zusatzstoffe und Gift, und wenn nicht, dann sind sie übel hergestellt, auf Kosten von, ich will nicht,….., ich will! Dann waren sie um die Ecke.
„Ich will,“ brummelt ein älterer Herr, „all dieser Dreck auf der Straße, wie kann das sein? Ich will nicht, …., ich will!“
Die Taschen schwer, geh’ ich über die Straße und höre, wie ein Mann laut hinaus sagt, „ ich will nicht, nicht mich halbtot schuften und euch, euch nie sehe können!“ Eine alte Frau sagt „ Ich will nicht, dieser Lärm, überall Laubbläserpuster,.. die kleinen Spatzen, die auf Wegen spielten, das Rascheln unter den Schuhen,… ich will!“…….Ich komme an einem geöffneten Wohnungsfenster vorbei. Ein junger Mann lehnt telefonierend hinaus. „ Ich will nicht, ich will einfach nicht, ich weiß nicht,…. es ist blöd, vielleicht falsch, es wird allen Geld entziehen,…. ich will nicht verstehen, Sie, ich arbeite meine ganze Zeit an etwas, dessen ich mir nichtmal im geringsten sicher bin, ob es irgendwie zu etwas Gutem außer Geld führt, ich will nicht!… ich will!“…. Vor der Kreuzung sprechen zwei Kinder miteinander,
„Ich will nicht, dass die Welt kaputt geht!“ „Ich will es auch nicht!“ „Ich will….“
Ein Fahrrad fährt viel zu schnell, zu knapp an einem jungen Herrn vorbei, sodass dessen Tasche auf den Bürgersteig fliegt. Ein Glück ist nichts kaputt. „Bitte, dass er sich entschuldigt und dass es friedlich abgeht,“ denke ich, einfach leise. Aber schon brüllen zwei Männer los, mit bösesten Flüchen, bewerfen sie sich mit ekelhaftesten Schimpfwörtern….
„Ich will nicht, Ich will diesen rabiaten Umgang nicht mehr hören, nie mehr,“ sagte eine kleine Frau und hält sich den Kopf, „….ich will….“
Direkt vor meiner Haustür zieht eine Demonstration vorbei, auf der sie brüllen, „wir wollen, wir wollen keine Waffen, keine Waffen mehr bauen, mehr haben,…….wir wollen keine Umweltverschmutzung, ….!“
Auf vielen Plakaten und Bannern steht, „Ich will Frieden, ich will……….!“
Vielleicht eine Art und Weise von Schweifstern-sein, das sie doch gleichzeitig durchscheint, und sie gemeinsam erfasst. Oben angelangt in meiner Wohnung räume ich die Einkäufe aus und sehe aus dem Fenster.
„Ich will aufbrechen, ich will etwas tun,… ab jetzt,
sofort!“ und stehe ratlos vor meinen Dingen und vor mir.
Ich höre all die Sätze, „beruhige dich, lass doch, du kannst eh nichts tun, das ist so bestimmt, das Kind in der Krippe, das sollte so sein, das war immer schon, entrissene Kinder, fliehende Menschen, der Krieg,…….Der Mensch ist schlimm, er wird immer misshandeln, immer…. Gewalt ist …
Zerstörung ist…..
wie sollte es auch gehen, wäre ja auch alles zu viel, und zu viele Leute und überhaupt, du?!, du kannst nichts tun, nichts, nichts machen, was kannst du schon dafür, beruhig dich.“ Ich wende mich aufgeregt ins andere Zimmer.
„Ich will aber,“ denke ich. – Hirten und Könige staunten und brachen auf -….Ich schaue mir den ganzen Nachmittag Videos von tollen Leuten an, Leuten die kämpfen, die Unmögliches wagen, die es schaffen umzusetzen. Ich schaue mir Politiker und Menschenrechtler an,….. Auf der eine Seite getröstet, ermuntert, erleichtert, dass es, ein Glück so viele gibt, die tun…. Und ich?…. Aber ich….
Zum Meer würde ich nicht gehen können, ich würde es nicht können, sie aus dem Wasser ziehen. Und Flüchtlinge aufnehmen? Wie, wo,….mein Zimmer, ….. Und große, aufrüttelnde Kunstwerke machen? Wie, wo, wann, mit welchem Know-how und welchem Platz, welchem Geld…Niedergeschlagen schleiche ich durch die Wohnung, die klein und bescheiden ist und gleichzeitig riesig und luxuriös und schützend, wenn ich an sie alle denke, die ohne Zufluchtsort ihr Leben leben,….“Bitte!..
bitte, bitte bitte…… einen…… ein Flehen wohin ….
Ich falle in ein zaghaftes Zu-mir-selbst-sprechen,
„Ich will so nicht, ich will das, was ich bin und habe einsetzen und die Schönheit die Chance dieser Welt verteidigen und schützen! bitte bitte bitte, ……..ich will teilen!
Bitte einen Weg, ein Zeichen, eine Ahnung,……
Und auf einmal denke ich doch an einen Stern,
wenn viele zusammengeführt einem Stern folgen
kann,.. wird es anders, ohne dass sie Bedeutendes, Sichtbares tun, – mein Weihnachten!“ – denke ich und habe das Gefühl, es wäre bei mir, ein Weihnachten.
Sich seines Willens bewusst werden, und dieses Bewusst-werden ist die Tür zum Aufbruch, dahinter beginnt mein Suchen, Versuchen,…. ich will,… ich will, ich will, und ich will meinem Willen glauben, an meinen Willen glauben…..ich will