Glück Gedichtzyklus

9 Minutes

Glück

1   Das Gold

2   Haut

3   Weiter

4   Ein Tropfen- Scherbe Licht

5    Empfindung von Glück

 

 

Das Gold

Unter der Erde
liegt das Gold
von Erde bedeckt
geliebtes Leben
die Erde schluckt dich
vereinnahmt vollkommen
bis das Leben selbst
Erde ward
kein Frühling vermag
geliebtes Wesen
erneut ins Körperkleid
zu binden
es bleibt unberührt
in aller Berührung
das Gold
bleibt

unter der Erde
liegt Gold
wir graben danach
grapschen es gierig
als wäre es Leben
waschen es
zum Schönen Schein
um Lügen zu bauen
über jeden Tod hinaus
ein Mehr ein Höher ein Weiter
zu erfinden
Galgen des Habens
Sein aufzuknüpfen
in seine Härte
ritzen wir Gier
stempeln Gerüste
scharfkantige Ordnung
hineingebrannter Orden

unter der Erde
liegt das Gold
die Sonne wollen wir
darin fangen
schmelzen sie jedoch heraus
um sie an ferne Himmel
zu verdammen
Schönheit schenken
die uns Fliegen macht
umschmeichelt den Sturz
in finstere Nacht

an Gold gedacht
reißt es
in schwarze Schluchten
hinab mit bleiernem Gewicht
hinab hinab gebeugt
wir kriechen
sind zum Töten stark
Gold bestimmt
das Blut
das haben darf

unter der Erde
liegt das Gold
leergearbeitete Hände
rieben es hinaus
geben es in grelle Räume
zur Schau gestellt
leben bezwingend
in abwertendem Maß
es strahlt
gegen unser Ertragen
wir atmen Neid hinaus
rufen keine Mutter
keinen Vater
nur ein Mehr
ach immer Mehr
Mehr Mehr mehr
verlass mich nicht
komm zu mir
ich will ich will ich will
will dich
das Mehr
das uns nie nah
das uns als Teilchen
unter vielen sieht
das Ich und auch der Wille
ein Hauch in jedem Wind
ersehnt das Licht
woran wir erblindet
vergessen es
roden uns
bleiben lange
an der Asche
die wir in Ketten binden

unter der Erde
liegt das Gold
es wird nie Erde werden
über der Erde
vergolden wir
das ich
bauen Hülle an Hülle
schlagen sie gegeneinander
plündern ein Nichts
hohler Raum
in dem wir verhungern
zu schwach
die Tür zu finden
zu eingelullt in Frost
steh auf und geh
vergessen ausgebrannt
das Salz der Tränen
ist der Diamant
dieses Wahnes

unter der Erde
liegt das Gold
über der Erde
fliehen wir
der Feind
in der eigenen Haut
der Täter im Selbst
unfähig zum Sturz
und zum Flug
furchtbarer Betrug
kleben wir
am Gold

unter der Erde
liegt Gold
warum nur leben
wir graben
uns Gruben
nach Gold

Haut

Unsere Augen schauen
doch wie weit
unsere Sinne suchen
finden zusammengefasst
in unserer Haut vielleicht
ein Ich ein Du
ein Gegenüber
unter der Frage
liegt das Wissen
unter der Haut
fanden wir
die Seele nicht

deckende Oberfläche
Haut von Glas
weißes Linnentuch
scheinbarer Abgrenzung
rahmt umgibt schützt
gibt frei befreit
die gesetzte Grenze

Neuronen gefüllte Haut
ein aneinander Stoßen
von Inhalten
Aufprallflächen
unzähliger Möglichkeiten
von Reibung
Verbrennung Erstarrung
zerschellend
in separate Einzelsplitter

Häute durchdringen
andere Gestalten erbauend
gleich aufsteigenden Kreisen
das Innerste bewahrend
bergend zurückbringen
um im Wohlbekannten
verschmelzend zu verschwinden
das kleine Heim
in sich verschließen
angehaltener Atemzug
Gift oder Heilung
eingedrungen wo auch immer
Räume anderen Lebens
unbekannte Größen
gleichmütig entsichern

wenn ich gehe
bin ich fort
willst du denn da sein
wo du hingehst

wir wähnen uns
nicht in Aquarien
wie heißt ein Raum
von Luft
von Blut
der Raum ist
sagt uns
wer wir sind
und welcher Art
erfassen wir es
wollen wir es
danken der Uniform
die uns kleidet
halten erbittert daran fest
über alles und gegen alles
diktieren erbarmungslos
jene Erkenntnis
allen und allem

die Haut trug den Himmel
und den Regenbogen
das Wasser trug die Haut
wenn wir die Seele
nicht im Körper finden
wo ist sie dann
aufgehende Fragen
unter ihnen
liegt das Wissen
uns in Frage gestellt
öffnen sich Augen

wenn es anders sein könnte
wer sind wir dann
wir weinen und schreien
nach Halt
Saugen ihn herbei
aus wildem Allerlei
Haut grenzt ab
und ein und aus
hält uns zusammen
lebt Bezogenheit auf Eines
dieses Eine
sei`s mein Ich
breitete sich ins Weite
das Haut zerfällt
wie Blätterkleid
der Erde alles bringen
sterben ist dies
ganz in Weite fallen
nur eine Grenze
läßt der Tod bestehen
die ist er selbst
unsere Begrenzungen
die löst er auf
wir werden alles

Glück

das Herz
so nah
so unbekleidet
so da
der kleine Flug
so innig
so weit

 

Ein Tropfen – Scherbe Licht

Das Licht gefangen
in dem verlorenen Tropfen
der steht – nicht rinnt
Scherbe Himmel verhaftet

Zeichen und Bestätigung
sind die Netze
die nach oben fliehen
Fenster lichtlos ohne Sinn
stille Nacht verkünden

du bist nicht Stern
bist Tropfen
der nicht fällt
der inne haltend
Licht bestimmt

Nach was haben sie gesucht
als die Nacht
lange schon am Anker lag
vor und zurück
in enger Bindung
nach Glück

nach einer Weite
einem Ruf
einer Begrenzung
einer schützenden Bestimmung

in den Nächten
Straßenlaternen voller Geschichten
flüstern durch das Fenster
Leben
Abstand
durch Scheiben geschaffen
läuft gelebter Film
kristallene Blätter an Bäumen

glücklich
es beruhigt so sehr
wenn Dinge träumen
sie gingen nie
die Laternen
das Geräusch des Alltags
man war darunter

wußte nichts
als daß man lebte
erfuhr daß etwas bleibt
immer gleich
jener offene Blick
und das Suchen
das Finden
von etwas Fremden
daß man sich aneignen muß
war es ich
bin es ich
ist es ich
Glück ist
ich habe es versucht
in geöffnete Arme
kann ich dann
getrost fallen
wenn es lebt
in mir
wenn es lebt
durch mich
wenn es lebt
aus mir
ist
Empfindung von
Glück

Glück

Furchen
die in Arme münden
geöffnet warm und weit
tief verwurzelt
an Erde haften

Licht
das auf den Wassern tanzt
baut die Brücke
Wege weit
darauf entgegen gehen
bis zur Sonne

möglich
scheint es schon
aufgeworfene Welle
segnen dürfen
in der bittenden Spur

wenn in Spiegelungen
Fenster blühen
Licht das sie empfängt
und weitergibt
Blumen lächeln
bergen Tränen
verwandeln Kummer
in ihr Blühen

ein Auf
ein Zu laufen
tief in uns
erwacht

Arme warm und weit
geöffnet uns zu
Glück im Leben
der feste Schritt
Spur wagend

nicht die Flügel
waren es
nein die Hände
geöffnet zum Himmel
bereit für mich

bereit
ist Glück

glücklich

wenn alles
in Beziehung ist
und achtend
sich dessen bewußt
voller Dank
hineinfallen
im Konzert geborgen
über alles Begreifen hinaus
großartiger harmonischer
All bringender und umfassender Klang
vom kleinsten einzigartigsten Ton
bis zu allen
allen Tönen
gemeinsam Brücken schwingen
Brücke sein

glücklich

Glück ist
das sichere Wissen
auf dem Weg zu sein
auf dem Weg zu sein
das Vertrauen
Vertrauen in die Tiefe
des eigenen Seiens
und
daß es sich gelohnt hat

Glück ist
auf dem Strom
der Liebe zu sein
ein Tropfen
nichtig scheinend
vielleicht
aber Strahlen tragend
bedeutend unersetzbar einzig
in schenkender Stärke
in der Aufgabe
dieses Seiens
ist Glück