Selbstbildniss Bär

3. Was ist ein Bär?

By K. Finkenau24. Februar 202010 Minutes

Der Bär geht durch seine zwei Zimmer. Das Wohnzimmer ist groß. Ein alter Ofen steht darin, ein rotes Sofa und ein roter Sessel. Der Esstisch mit zwei Stühlen hat einen schönen Platz. Von dort kann man durch die Terrassentür in den Garten oder in den Flur, wo Bär‘s Garderobe ist und eine Kommode für so allerlei. Die zweite Tür führt ins Schlafzimmer und die dritte in die Küche, die vierte Tür ist natürlich die Haustür. Wenn man die Haustür aufmacht und zwei Stufen hinunter geht, sieht man gleich eine Holzbank. Dort sitzt der Bär oft und hält Ausschau nach dem Hund oder vielleicht kommt ein anderer Besuch.
Manchmal wartet auch der Hund auf der Bank. Wenn der Bär sagt, „gleich gehen wir los“, stürmt der Hund immer sofort hinaus und springt auf die Bank. Er wippelt dann unruhig hin und her, denn er kann nicht gut abwarten und schaut ungeduldig, ob der Bär fertig wird und heraus kommt. Susi, eine kleine Maus, die ihre Höhle in der Hausmauer unter der Bank gebaut hat, kennt das Ritual schon und nutzt die Gelegenheit, um mit dem Hund ein wenig zu plaudern. Jetzt jedenfalls ist der Hund noch garnicht da und der Bär holt seinen Bleistift aus der Schublade und einen Block und setzt sich an den Esstisch.
„So, ich glaube, ich zeichne mich mal. Er steht immer wieder auf und schaut in den Spiegel im Flur. „Vielleicht erkenn ich mich dann besser.“ Er zeichnet einen runden Ballkopf. Zwei kleine halbe Bälle malt er oben an den großen, runden Ball. „Gut, das sind die Ohren. Nun eine dicke, große Kugel für den Bauch, -aber-, ich zieh sie ein bißchen in die Länge, sonst sieht es ja aus, als hätte ich einen Kugelbauch. Nun zwei Armwürste, eine an jede Seite von dem langezogenen Bauchkreis und zwei Beinwürste unten an den Kreis hängen. „Würste, wie hört sich das denn an? Armwürste“. Der Bär hebt seinen Arm hoch und betrachtet ihn ein wenig beleidigt. Also, solche Arme hab ich ja nun auch nicht, aber eine Wurst läßt sich schnell hinmalen, einfach einen sehr, sehr lang gezogenen Kreis. Jetzt einen Klumpen oder Kloß als Fußtatze. Davon brauche ich ja zwei, und noch zwei an die Arme dran malen. Nun sind vier Pfoten fertig“.  Er schaut seine Zeichnung an:“ Oh nein, ein Hohlgesicht. Ich muß schnell Augen hinein malen, und die Nase und die Schnauze.“ Er eilt zum Spiegel. „Ich muß es mir merken. Meine Nase sieht wie ein umgedrehtes Herz aus. Aber wie malt man ein umgedrehtes Herz? Ah,“ der Bär macht sofort einen Handstand und versucht so, auf einer Tatze stehend, die Herznase zu zeichnen. Das ist schwierig. Dauernd kommt er aus der Balance, aber nach dem dritten Anlauf, schafft er es sogar. „Oh ja, es hat geklappt. Jetzt noch einen Strich für die Schnauze. „Nein, nicht nach unten biegen, das sieht ja traurig aus, ich muß die Enden der Linie nach oben biegen. Ich bin schließlich kein Stressbär, nein, auch kein Nörgel- oder Jammerbär.“ Er betrachtet seine Zeichnung. „Oh ich kann ja nichts sehen, die Augen fehlen.“ Er hält beide Tatzen vor sein Gesicht. „Da, wo beide Tatzen zusammentreffen, genau in der Mitte fühlt er seinen Nase. Er legt die Tatzen auf das Bild, aber dann ist die ganze Zeichnung verdeckt. „Klar, ich hab mich ja nicht so groß gemalt, wie ich bin. Ich hab mich ja verkleinert, damit ich auf das Papier passe und nun? Woher weiß ich, wo die Augen sind?“  Er hat eine Idee, er legt sein Frühstücksbrett gerade auf seinen Kopf, als wäre es ein Hut. Er überlegt, dann stellt er sich neben den Spiegel mit dem Gesicht zur Wand, so dass das Brett gerade an die Wand stößt. Da, wo es an die Wand stößt, machte er einen dünnen Strich, „kann ich ja wieder wegradieren “ Er bleibt genauso stehen, nimmt vorsichtig das Brett und schiebt es unter sein Kinn, damit es auch an die Wand stößt, ganz gerade, so gerade, dass nichts herunterfallen würde,wenn etwas auf dem Brett stünde. Dort, wo das Brett an die Wand stößt macht er wieder einen Strich. Er legt das Brett auf die Kommode und geht wieder zur Wand. „Trick siebzehn,“ er geht mit seinem Kopf genau zwischen den Strichen an die Wand. „Sieht ja aus, als wollte ich die Wand. Ih wo, ich will nur mal fühlen, wo die Augen sind .“ Er fühlt nach seinen Augen und genau dort, wo seine Augen sind macht  er einen Punkt. Dann tritt er zurück. „Ist ja interessant, meine Augen sind ja genau in der Mitte zwischen den zwei Strichen, das hätte ich nicht gedacht. Er geht zum Spiegel, „ich dachte sie sitzen oben.“ Er schaut lange in den Spiegel. „Stimmt,“ sagt er, “ ich habe garnicht bedacht, dass ich noch soviel Oberkopf mit Fell hab. Aha, ich muß die Augen in die Mitte vom Kreis malen, nur eben auf je eine Seite vom Kreis.“ Er malt einen Kreis über die eine Seite von der Nase und den anderen, über die andere Seite von der Nase. “ Hey, die Nase und die Augen stehen genau im Dreieck. Riechen und Sehen, wenn beides zusammen kommt, schmeckt der Honig am Besten. Und jetzt zwei Striche für die Augenbrauen, die sind wichtig, auf die bin ich stolz, sie machen so schön ernst.“ Er knurrt dabei stolz und böse. „Ohh, wie gut ich ernst sein kann, mit den Augenbrauen, da hat jeder gleich Respekt.“ Er hält seine Zeichnung hoch. „Oh nein, die Augen sehen wie Gespensteraugen aus, das will ich nicht. Meine Augen sind golden. Der Hund behauptet immer sie sind braun, aber sie sind golden, basta. Ich male das Weiße einfach zu.“ Er fährt mit dem Bleistift hin und her und beginnt die Kreise auszumalen. Plötzlich hällt er an. „Ein kleines Stück vom Kreis ist noch weiß geblieben, das lass ich, das lass ich, es guckt mich an, das heißt ein bißchen. Quatsch, ich gucke doch das Gesicht an. Hm, das soll ich sein ich sein?“ Er hebt das Blatt hoch und runzelt die Stirn. „Völlig hohl, diese Figur komplett ohne Fell, scheußlich oder ist dieser Kugelkloßbär aus Mehl? Total weiß? Dieser weiße Kugelwurstlöoßmoppel soll ich sein? Ich weiß nicht was ich bin.“ Die Uhr tickt an der Wand, “ darum mußt du dich doch nicht Sorgen, im Laufe der Zeit, wirst du, was du bist,- tick tack- und wenn die Zeit für dich fertig ist, dann weißt du ganz genau, wer du bist- tick tack“. Der Bär verstand die Uhr nicht, er sah sie aber an und hörte ihr Tick Tack, Tick Tack. „Du bist eine Uhr. Du zeigst die Zeit an.“ Er hält seinen Bärenkopf schief und schaut die Uhr an. „Einfach weiter ticken, meinst du Uhr? Okay ich einfach weiter, Bärenschritt um Bärenschritt, weil ich ein Bär bin, mit braunem Fell. Hab ich braunes Fell gesagt? Ich brauche einen braunen Stift.“ Er findet einen in der Flurkommode und eilt wieder zu seinem Blatt. „So Mehlbär, jetzt bekommst du braunes Fell.“ Er malt und malt, bis kein Mehlfleck mehr da ist.  „Aber die Nase ist auch hohl, die mal ich mit dem Bleistift aus. Ja, besser!“ Zufrieden betrachtet der Bär sein Bild. „Also, du siehst aus, wie ein Bär. Brumm wie gut. Dich zeige ich der Fliege, wenn sie vorbei kommt. Dann kann sie ja sehen, was ein Bär ist.“ Fröhlich brummend schließt er die Wohnzimmertür und öffnete die Haustür. Singend stapft er hinaus. „Ich glaube, ich schaue mal, was der Hund macht. Ich werde ihn mal fragen, wie er sich sich selbst vorstellt. Zur Sicherheit nehme ich mal ein Blatt und einen schwarzen Stift mit. Er hat ja schwarzes Fell, dann kann er sich auch zeichnen.  Einen kleinen Hundeknochen nehme ich auch mit.
Der Hund liebt Mitbringsel.“