6. Was ist ein Hund
Sie baumeln eine ganze Weile auf dem gemütlichen Hundebett und sehen den Sonnenstrahlen zu, wie sie ins Zimmer leuchten. „Du Bär, manchmal, wenn man die Sonnenstrahlen so sieht, wie jetzt, stelle ich mir vor, wie schön es wäre, daran baumeln zu können. Oder einfach auf so einem Sonnenstrahl hinauf zu rutschen. Ganz leicht wäre ich dann, fast wie Fliegen wäre das. Ich könnte alles von oben sehen und weiter träumen.“ „Hm,“ macht der Bär. „Wie wohl alles von weit oben aussieht?“ Der Hund hüpft dem Bär auf den Rücken. „Hey, was soll das? Ich rutsche vom Bett.“ Der Hund versucht auf die Schultern des Bären zu klettern. „Was machst du da?“ „Du, Bär, rutsch mal runter, dein Kopf ist ja schon an der Hüttendecke, so kann ich garnicht darauf gucken.“ „Wieso willst du auf meinen Kopf gucken?“ „Ich will sehen, wie er von oben aussieht.“ „Hm,“ der Bär rutscht vom Bett und der Hund stellt sich auf dem Bett auf seine Hinterpfoten. Er macht sich so groß, wie er kann und schaut auf Bärs Kopf. „Aha.“ „Was aha?“ „Eine gewölbte Wuschelplatte.“ „Was?“ „Ja, eine wuschelige, gebogene, braune Fläche, weiter nichts. Darunter verschwindest du. Zwei kleine Wuschelhügelchen sind an beiden Seiten daneben, deine Schultern. Mehr sehe ich nicht, alles andere hat das -Von- oben- geschluckt .“ „Was?“ Der Hund klettert hinunter und öffnet die Haustür. „Platte Wuschelfläche,“ brummelt der Bär empört und fährt mit der Tatze über seinen Kopf. Der Hund lacht, „gib mal dein Blatt Papier her.“ Er hockt sich auf die Wiese und zeichnet eine platte Wuschelfläche und zwei seitliche Wuschelflächen. „Hihi, so siehst du von oben aus.“ „Und du,“ der Bär nimmt den Stift, schaut den Hund von oben an und malt eine lange, schwarze Wurst and deren einem Ende noch eine lange dünne Wurst ist und ihr anderes Ende wird einfach dicker und dann hört die Wurst auf. „Und das bist du, von oben!“ „Da kann ich mich überhaupt nicht erkennen, wau!“ „So ist es, so geht es, von oben wären wir also verborgen.“ „Verborgen, was für ein schönes Wort, das muß in meine Wortsammlung. Das klingt für mich so ofig, wau wau.“ „Ofig, das Wort gibt es garnicht.“ „Sollte es aber, denn es duftet nach warmem, kuscheligen Gras und einer gemütlichen, geheimnissvollen Sicherheit.“ „Ach, Du“, der Bär schüttelt den Kopf. „Es ist also nicht gesagt, dass man das gleiche Ding von jeder Seite und von oben und unten erkennen kann. Hm, gut zu wissen, da kann man sich aber sehr irren.“ „Das ist wohl war, Du siehst von hinten auch ganz anders aus, als von der Seite und von Vorne. Aber ich erkenne dich, weil ich dich kenne.“ „Aber wenn ich mich ganz in der Erde eingebuddelt hätte, und du sähest nichts von meinem Fell und nur meine Nase guckte heraus.“ „Der Bär schaut auf die schwarze feuchte Hundenase, „also dann könnte es sein, dass ich dächte, da läge ein schöner feuchter Stein und glänzte.“ „Glänzt meine Nase?“ „Ein bißchen schon, wenn die Sonne darauf scheint, und es dir gut geht. Wenn deine Nase nicht glänzt, dann bist du immer schlecht gelaunt, oder du hast gerade in der Erde gebuddelt und in ein Mauseloch geschnuppert.“ „So so, wau und du sähest also den Stein und wolltest ihn aus der Erde holen, weil er so schön glänzt und dann, – Wau!“ Der Hund macht einen Satz, sodass der Bär vor Schreck zurück hopst. „Ey! Du!“ „Nicht alles ist das, wonach es aussieht.“ „Tja, mal so mal so. Weißt du noch Hund, wie du damals dachtest, als du klein warst, dass der See eine Art Boden wäre? Du wolltest einfach oben drauf gehen und plums, bist du rein gefallen.“ Der Bär lacht. „Oh, wie schade, ich seh keinen Sonnenstrahl mehr,“ der Hund schaut enttäuscht auf.“ „Weil hier kein Staub in der Luft ist, der Wind und der Regen haben die Luft klar gemacht,“ antwortet der Bär. „Sieht man Lichtstrahlen nur, wenn Staub da ist, wenn die Luft dreckig ist?“ „Damit man das Licht sehen kann, muß es sich an etwas festhalten, etwas muß dem Licht einen Halt geben. Hm,“ der Bär denkt. „Jedenfalls, damit wir es sehen können. Wenn du blinzelst, siehst du auch Sonnenstrahlen, deine Wimpern halten sie fest.“ „Wenn ich also nichts hinhalte um dem Licht Halt zu geben, fällt es einfach weiter? oder daneben?“ „Auf jedenfall an dir vorbei,“ nickt der Bär. „Das heißt nein, es fällt auf dich drauf und du wirst beleuchtet und siehst dein Fell genau, aber den Lichtstrahl, also das Licht selbst, an sich, siehst du nicht.“ „Dann finde ich den Staub aber sehr nett,“ sagt der Hund. Ist doch schade, wenn soviel schönes Licht ungesehen vorbei fällt.“ „Na ja, auf alles, was wir sehen ist Licht gefallen.“ „Wau, danke Licht! Wegen dir sehe ich das Gras, die Blumen und den Bär, Juhu! “ Er springt hoch in die Luft vor Freude und landet mitten im tiefen Gras, sodass der Bär ihn nicht sehen kann. „Ich seh dich nicht, Hund!“ „Wau, aber das Licht ist da, wie kann das sein? Wau wau.“ „Das Licht ist auf dem Gras,und du bist vom Schatten,den das Gras macht verdeckt.“ Der Hund schaut in den Himmel, „Jetzt verstehe ich das, was du neulich gesagt hast, als wir den Regenbogen betrachtet haben, das Licht fällt auf die Regentropfen und und dort hängt es, und läßt all die Tropfen und Tröpfchen aufleuchten und von der Berührung splittern die Tropfen in lauter kleine Farbsplitterwasserspritzfünkelchen, und wir sehen dann aus allen zusammen den Regenbogen.“ „Farbsplitterwasserspritzfünkelchen, Hund, was soll das für ein Wort sein?“ „Wau, ich fand es passend.“ „Aber jetzt Hund, brauche ich von Dir noch das Bild für Mathilda. Du musst bitte darauf malen, was ein Hund ist.“ „Okay, ach ja stimmt, her mit dem Blatt!“ Gut gelaunt nimmt der Hund das Blatt und zeichnet in die Mitte ein Mittelding zwischen einem Viereck und einem Kreis, dann eine dünne Wurst an das hintere Ende des Kreises, danach unten dran vier Wurststäbe mit weichen Knubbeln am Ende. Einen Klotz vorne oben an den Kreis, an den er an die Seite zwei langezogene Kreise malt. „Wie Tropfen, wau, Ohren kleben am Kopf wie Tropfen, nur mit Fell und ohne Wasser. Eigentlich schade, sonst könnte man da zeitweilig Regenbögen haben. Zwei Punkte als Augen, einen dicken Punkt, als Nase und einen weichen Strich, als Mund darunter. Ferig, fertig wau !“ „Gut,“ sagt der Bär, „ich werde das mal Mathilda zeigen, und mal sehen, ob sie einen Hund erkennt.“