6 ER: Niedergedrückter Morgen

16 Minutes

Er hatte sich auf die Kante seines Sessels gesetzt. Obwohl er doch eigentlich tatkräftig aufgestanden war, ereilte ihn ein plötzliches Niedergedrücktsein. Sein Blick hielt sich am gegenüber liegenden Bilderrahmen, aber sein Rücken fiel soweit nach vorne, dass er seinen Ellbogen auf das Knie stützte um seine Kopf zu halten. Die hilflosen Hände versuchten Blatt dem verkrampfen Kiefer zu sein, der zu ein empfindliches Gerüst war für das, was in seinem Kopf vorging war. Der Bilderrahmen ist gerade mit seinen klaren Rändern und doch, er sah ihn zusammenhaltlos, fast in Bewegungen. „Loses Gestänge,“ brummelte er vorsichtig hin und versuchte sein Denken zu fassen. Was betrübte ihn eigentlich so? Dieses aushöhlende Gefühl kündete ihm einen bestimmten bekannten Zustand an, ein bestimmte Gewissheit eines Bewußtwerdens eines unangenehmen Alleinseins, in dessen Schlepptau er sich einer Wahrhaftigkeit stellen müßte. Es würde eine Entscheidung folgen, es würde ein Nein geben und tausende von Argumenten. Nur dieses eine, dieses Ich-werde-nicht-mitgehen, sah er wie ein Straßenschild vor sich. Diese Betrübtheit nahm den anschließenden, den logischer Weise folgenden Zustand schon voraus. Es würde so kommen, sie würden sich an verschiedenen Fronten gegenüberstehen. Er hatte diesen Freund schon aus der Kindheit, sie hatten gut diskutieren können, sie hatten vieles besprochen waren sich einig oder uneinig. Immer aber führte es letztlich beide doch in die selbe Richtung.Sie hatten zusammen gegessen in der Stadt über alles mögliche gesprochen was gut tat. Schließlich, als sie schon aufbrechen wollten, hatte sein Freund gesagt, „ach übrigens, ich bin in dieund diePartei eingetreten.“ „Oh du machst Nägel mit Köpfen, aha, ist ja gut , man sollte sich einbringen, beteiligen und bekennen, ist ja sehr gut. Ich müßte eigentlich auch mal so einen schritt machen.“ Sie liefen zur U-Bahn. Erst, als sie sich schon verabschiedet hatten, bemerkte er dass er nicht nach der Partei gefragt hatte aber er war sicher dass es einen neue Partei sein würde. Da rief sein Freund noch, bevor er auf der Rolltreppe verschwand, „übrigens, in dieundie Partei“. Er hatte sich gewundert, hatte mit den schultern gezuckt und „Aha!“gerufen. Zuhause angekommen, hielt er den Gedanken nicht mehr aus. War sein Freund überarbeitet oder hatte ihn der Streß zu hause zermürbt? Bald hielt er es nicht mehr aus und rief seinen Freund an. „Sag mal, warum eigentlich in dieunddie Partei?“ Sein freund hatte viel gesagt und begründet und erzählt. ER unterbrach Ihn, „aber diese Partei ist doch am totalen Abstieg“. „Ja gerade deshalb, die brauchen gute Leute.“ Er war schlafen gegangen und hatte nicht weiter darüber nach gedacht. Nun aber war er nieder geschlagen aufgewacht. So finstere Laune hatte er selten. „Eine Wahrhaftigkeit“, er erhob sich. Gibt es eine Wahrhaftigkeit im eigenen Inneren? Ist sie stärker als Beziehung, stärker als Wasser, stärker als Blut? Gibt es eine Beziehung im eigenen Inneren, die die wesentlichste und die mächtigste ist? Bleiben die Menschen bei ihr über alle anderen Beziehungen hinaus und koste es sie das Leben?
Ihm fielen die dann heilig gesprochenen ein, die Widerstandskämpfer, Sophie Scholl, Bonhoefer ein, die, welche auch unter schlimmsten Folterungen nicht abwichen. War es ein winzigster Ansatz dieses Nichtumkehren-Könnens, das er jetzt das erstmal im Leben ansatzweise erahnen konnte. Er schimpfte sich selbst, überhaupt darauf zu kommen, aus dieser im Vergleich unsäglich lächerlichen Situation, sich in die Nähe solcher Menschen denken zu wagen. Aber alles begann irgendwo winzig. Und vielleicht beginnt auch diese Grenze wiederkehrend in klitzekleinen Schritten und je nach Herausforderungen wächst sie. War vielleicht dieser allererste Entscheidungsmöglichkeit die wesentliche? Betrat man hier den Weg? Vielleicht gibt es eine Weile noch Möglichkeiten des Umwendens oder des späteren Hinzustoßens, aber bald schon wird der Abstand zu groß, wie bei Geraden, die ins Unendliche ziehen. Am Anfang sind es naheliegende Punkte und weiter fortgeschritten werden es unendliche Entfernungen. Und lagen die punkte sehr nah beieinander, dann kann es schmerzen. Er rieb sich die Stirn. Parallelen wären besser, Er dachte an sein altes Schulheft, sie berühren sich nicht, können relativ dicht beieinander sein und niemals schieben sich weite Entfernungen zwischen sie. Menschen sind wohl keine Parallelen dachte er und ich habe es immer schon gedacht wenn man jemand an sich heran lässt also eine Punkt vielleicht aus Schnittstellen entsteht, dieser winzige Punkt ist die Erfüllung und dann kommt die zeit und schon der Schmerz.ernahm sich ein Blatt und zeichnete die gerade noch eine die Schnittstelle, er malte den Punkt dicker und dicker umkreiste ihn und nochmal sah auf diese Kugel und dacht das ist die erde ,das ist das menschliche dasein .leben wir in diesem Punkt und entsprechen doch dem gesetzt des Weltalls , ist das leben sie zeit eines ausgedehnten Punktes. ? er schüttelte seinen Kopf in der Hoffnung sein Denken wäre eine fliege und ließe ihn dann in Ruhe. Dimensionen, dachte er, wenn man zu lange darin herum wandert, ist es schwer zurück zu finden. Und wenn man nur so ein breitgewalzter Punkt ist, die eingenommene Fläche entspricht einer Lebenszeit, so scheint es von bestimmendem wert für die gesamte Gerade wie wir unsere Gewichte legen und betonen, weil es die gesamte Richtung mitbestimmt fühlen wir also wenn wir bei klarem wachen bewußtsein sind eine hauch der geraden ?und die gerade besteht aus und endlich vielen Schnittstellen bildet sich aus einandernahegekommenen Schnittstellen. „Schluß,“ die Angst, die entstanden war, als er sehr klein war, dieses erwischt und gestraft werden, die er nie verloren hatte, griff nach seinen Nerven. Er mochte es nicht, dieses Gefühl, das er glücklicherweise das erstmal mal im Leben einigermaßen im Griff hatte. Dieser Drang sich verstecken zu müssen, fliehen zu müssen, getrennt werden zu müssen konnte nur in jenem unangenehmen Zittern das seinen Körper rüttelte besänftigt werden. Im schlimmsten Falle bräche er in Tränen aus. Was für nichts und niemand verständlich wäre, deshalb auch eine Bedrohung war, Trennung würde folgen und diese Trostlosigkeit in seinem Inneren wachsen. Oft hatte er auf einem Stein gesessen und über soviel nachgedacht, dass er sich selbst zu klein fühlt für die Räumende sich ihm eröffneten, er war dann sehnend zu Erwachsenen gerannt, wenn nur seine Mutter da gewesen wäre, doch sie war ja da, aber noch bevor er hätte aussprechen können, stand dies Wort: „Schluß“, damals hatte er gedacht, es ist besser hinzufallen, dann hat man eine Wunde und jeder weiß, was zu tun ist, abgesehen davon, dass man seine Wunde nicht in Worte fassen mußte, sie war ja offensichtlich, auch für einen selbst. Wenigsten, wenn auch keinen Trost, so gab es doch ein Pflaster. War es überhaupt eine Wunde, was er erlebte? Sicher nicht, es war etwas mit dem wohl alle zurecht kamen, außer die Erkrankten, es waren ja nur Größen und Räume, die sich zeigten und die vielleicht garnicht bedrohlich waren, aber für den kleinen Körper zu viel, sie drohten ihn von Innen zu zerreißen. Vielleicht nicht für andere kleinen Leben und Körper, aber er erinnerte sich genau an die Ahnung, dass es für eben ihn zu groß war. Damals hatte er sich auch gewünscht, niemals wie jener Onkel, Geister und Engel und andere Dinge zu sehen. Er hatte eine Gewissheit, dass sie, auch wenn diese Dinge gut und schön seien und beruhigend offensichtlich für andere, ihn aber aus dieser Welt ja aus dem Leben schleudern würden. damals hatte er begonnen den sichtbaren dingen der Natur zu danken ,die da waren in klaren umrissen sich bewegten weil der Wind wehte naß waren weil es regnete. Die bäume Sträucher die aufgerissene erde gab ja Arme die einen wärmte trösteten und hielten , es galt von ihnen zu lernen Halt und Trost zu geben ,das wichtigste um Leben zu können. Die Kranen taten ihm sehr leid im geheimen ,denn er war sicher immer sicher dass zu aller erst und am meisten ihnen Trost fehlte. Und den bekamen sie aus seiner Sicht meistens nicht. Viele Erklärungen gab es mußte er lernen und die meisten beängstigten ihn. Ohne diese zwei Dinge, waren die anderen Dinge nicht ausreichend, vielleicht waren sie gut einsetzbar und erfolgreich, wenn diese zwei Dinge vorhanden waren, aber meistens lernten die Menschen nur zu vergessen und lernten sich erfolgreich zu entfernen von der Sehnsucht nach Halt und Trost und nicht in Getsemane sein. Damals hatte er sich gefragt, ob man über eine riesige Weite schauen kann, einen riesigen Raum voller Licht erfassen kann und während sich ein großes Verständnis einstellt, ein Erahnen von Zusammenhängen, vielleicht auch von Schönheit, ganz allein sein, braucht man dann nicht Trost? Und ein Du? Seine Großmutter hatte ihm viele Geschichten erzählt unter anderem „Im Garten Getsemane. Während sie erzählte sah er den garten deutlich vor sich, sah er ihn dort, den Menschen ganz und gar menschlich, auf der schönen Wiese, unter den schönsten Bäumen, mit den verspieltesten Büschen, in den weiten Himmel schreien, warum hast du mich verlassen, dieser Ruf, erschien ihm die schmerzvollste Stelle aller Geschichten zu sein, viel unendlich größer, und schlimmer und tödlicher, als die Kreuzigung, die ja offensichtlich das Schlimmste war, aber diese vakuumartige Stille, zu jener Stunde dort, einzig der Schrei erfüllte sie und erlosch unbeantwortet, in dieser Leere, war er sich sicher, ist der unfassbarste und größte Schmerz der Menschen. Diesen Schmerz zu überwinden, nur auszuhalten geht weit über den Menschen hinaus. Er ist der größtmögliche Menschliche Schmerz. Dieser Schmerz ist nur in so einem Punkt möglich, deshalb muß man ein Punkt werden, wenn man das verstehen, erahnen will. manchmal vermutete er ,dass genau in diesem garten genau dort die Vollkommene Fähigkeit zu leiben geboren wurde, aber davon Verständnis er nichts. Vielleicht würde man im Leben zu lieben lernen können, vielleicht lebte man deshalb ,aber das war für ihn zu groß unmöglich. Unmöglich! Sie alle sagten, sie liebten Gott und ihn und ihre Kinder und ihre Partner und alle liebten das Leben, und er? Er konnte es nicht, nicht mal im Ansatz. Das wußte er genau, er fühlte es nicht. Er brauchte alles mögliche, ja, er war vollständig abhängig, aber, seine Eltern liebte er sie? Er wünschte es sich, aber er wußte es nicht, was waren die Indizien? Konnte man herzlos überhaupt leben? Er sah das Haus, die schwarzen Fenster, einen Büschel blühender Heide, sein blick kuschelte sich ein und fand Trost. „Was ist denn?“ sagte er zu sich selbst. Immer noch willst du nicht verstehen und lernen, so ist es und so und so. Hatten sie gesagt und er bekam mehr und mehr Unterricht. „Ja,“ dachte er und fühlte sich selbst verkehrt, fürchtete sich noch mehr, vor dem, was in seinem Inneren geschah. Schnell hatte er begriffen, wenn er damit umgehen würde mit Weinen oder den Kopf an die Wand schlagen, so hätte das für ihn unangenehme Behandlungen zur Folge und auch für ihn unangenehme Aufmerksamkeit von Menschen die ihm fremd erschienen. Sie würden ja dann nur noch fremder werden und das wiederum würde alles verschlimmern. Er übte und fand durch vollständige Zuwendung an Taten und an Betrachten und Erlernen von Fähigkeiten mit der Materie und dem Körper umzugehen Auffangmöglichkeiten, Beruhigungsmöglichkeiten. Dabei wurde er allenfalls belächelt, mehr konnte kaum passieren, außerdem kam es anderen oft gerade recht, da auf diese Weise nützliche Dinge erledigt wurden. Nur ein hin und her schaukeln ließ sich nicht bändigen, es war die einzige Bewegung, die den Kummer in den Griff bekam. Dies aber konnte unter Unart abgerechnet werden, und bis zu einem Lass das! lernte er den schlimmsten Teil schon aufzufangen. Später entstand sogar manchmal eine Lücke im Kummer, wenn etwas ihn ganz Beanspruchte und ihm etwas zurück antwortete, dadurch, dass es gelang, dass er etwas Gesuchtes fand oder sogar umsetzen, ausdrücken konnte. Auch wenn er es schaffte andere ein wenig von jenem Weh dass er in Ihnen zu sehen meinte ablenken konnte oder sie getröstet schienen über kam ihn eine Gewissheit da zu sein und trotz aller Verkehrtheit etwas zu bewirken.
Die Natur bewirkt und antwortet, sie wurde ihm zum Vorbild.
Trotz all dieser Gedanken hatte sich die niedergedrückte Laune in so weit gebessert, dass er beschloß den Tag beginnen zu können. Er zog seinen Jacke an, steckte sein Liste, was er brauchte und was zu tun war ein und verließ die Wohnung.